Die Geschichte des Messy Little Elephant

Offiziell geboren wurde der messy little elephant am 31. März 2017 in Berkeley. Aber so eine Elefantenschwangerschaft dauert natürlich länger. Beim messy little elephant waren es ca. 3 Jahre. Angefangen hat alles mit einem Lätzli aus beschichteter Baumwolle, das ich zu Naims Geburt geschenkt gekriegt habe. Zu diesem Zeitpunkt lebten wir noch in unserer Zürcher Wohnung, in der wir die Waschmaschine im Haus teilen mussten. Die vielen Stofflätzli, die nach jeder Mahlzeit eklig waren, fand ich nicht sehr praktisch. Aber dieses beschichtete Lätzli war super, einfach abwischen, und schon war es wieder einsatzbereit. Also machte ich mich auf die Suche nach weiteren solchen Lätzli, wurde aber nicht so recht fündig. Also habe ich mir gedacht, dass ich mir ja schönen Stoff kaufen und so ein Lätzli auch selbst nähen kann. Für ein Lätzli sollten meine Nähfähigkeiten ja ausreichen. Und tatsächlich, es war gar nicht schwierig!

 

Und so habe ich zuerst für Alija und Naim genäht, und dann als Geschenk für die Babies meiner Freundinnen und dann hat Johannes Schwester angeboten, dass ich die Lätzli in ihrem Laden verkaufen darf. Die Suche nach schönen Stoffen gestaltete sich mit der Zeit aber als schwieriger als gedacht. Schöne beschichtete Stoffe mit Kindermotiven, die auch für Kinderhaut geeignet sind, gibt es gar nicht so viele. Besonders angetan hatte es mir ein Stoff mit Eulen. Doch der war plötzlich ausverkauft!



Johannes hat mir immer wieder geraten, dass ich die Stoffe selbst herstellen soll. Also habe ich mich bereits in Berkeley schlau gemacht und mich damals auch mit meinen Hackermom Freundinnen beraten. Allerdings haben mir alle eindringlich davon abgeraten, weil dies viel zu teuer und kompliziert sei. Also habe ich mich wieder auf verfügbare Stoffe konzentriert. Aber ganz losgelassen hat mich diese Idee mit den eigenen Stoffen nie. Unsere Zeit in Berkeley neigte sich langsam dem Ende zu. Zurück in der Schweiz hatte ich neben meinem 80 Prozent Job nicht mehr viel Zeit. Doch Johannes liess nicht locker! Und so habe ich die gleiche Designerin, mit welcher ich bereits das Logo für den messy little elephant ausgearbeitet habe, wieder mit Zeichnungen von Alija bombardiert und sie gebeten, mir drei Designs für Stoffe zu entwickeln. Am Ende waren es fünf Designs. Nun hatte ich die Designs, aber nach wie vor keine Ahnung, wer mir diese auf beschichtete Baumwolle drucken könnte. Einige Anrufe bei Schweizer Stoffproduzenten liessen mich wieder sehr stark an meinem Vorhaben zweifeln.

 

 

Aber Johannes liess nicht locker. Schliesslich kommt seine Mama aus einer Stickerfamilie! Also hat er seinen Onkel kontaktiert und ihn um Ratschlag gebeten. Der empfahl den Besuch einer Messe in Paris. Johannes hat mich dann kurzerhand nach Paris geschickt. Als ich an einem Montagmorgen im TGV nach Paris sass, hatte ich schon so einige Zweifel an dieser Idee. Aber ich sass bereits im Zug und das AirBnB Zimmer war auch schon reserviert. Und Paris ist ja auch nicht übel. In Paris angekommen, bin ich direkt zum Messegelände gefahren. Das war eindrücklich, so viele Stoffhändler in so vielen Hallen. Wo sollte ich anfangen? Im Vorfeld habe ich mich informiert und Händler gefunden, die auch kleine Stoffmengen als Mindestmenge anbieten (das sind dann nur 50 Meter, und nicht wie üblich 5000). Also habe ich zuerst diese abgeklappert. Aber von beschichteter Baumwolle hatte niemand eine Ahnung. Irgendwie bin ich länger in der Ecke mit den türkischen Produzenten rumgelungert. Der eine Produzent, der mir bereits gesagt hat, dass er mir nicht weiterhelfen könne, hat mich nochmals angesprochen und mich zu einem Kollegen verwiesen. Und der hat dann gemeint, dass er dies schon machen könne und er mir auch eine kleinere Menge verkauft. Am Dienstagmittag hatte ich alles unter Dach und Fach, mein Zug zurück nach Zürich ging erst am Mittwochabend und so hatte ich noch 1.5 Tage Zeit die Stadt zu geniessen. Ich fand es so schön, einfach durch die Strassen zu schlendern, irgendwo einen Kaffee zu trinken, fein essen. Mit drei Kindern sind solche Stunden alleine rar.      



Sechs Wochen später hielt ich die ersten Stoffproben in den Händen. Ich war begeistert und habe sofort die ersten Lätzli genäht. Bloss den ersten Kontakt mit der Waschmaschine fanden diese gar nicht lustig. Ich hatte wenig Hoffnung, dass dies noch was wird. Aber der Stoffproduzent in der Türkei hat weiter getüftelt. Einige Wochen später kamen weitere Stoffproben, und die haben die Waschmaschine ohne Probleme überstanden. Poah, war ich glücklich! In Paris hat mir der Stoffproduzent angeboten, auch die Lätzli zu nähen. Also habe ich ihm die Schnittmuster und alles Nötige geschickt. Bloss das Resultat war leider mehr als ernüchternd. Und so ging es hin und her, nach dem vierten Versuch beschloss ich, dass es keinen Zweck mehr hat und ich eine andere Lösung für das Nähen der Lätzli finden muss. 



Der Zufall wollte es, dass ich zu dem Zeitpunkt im SECO im gleichen Team gearbeitet habe wie der ehemalige Leiter des Schweizer Büros für den Erweiterungsbeitrag in Rumänien. Bei einem Kaffee habe ich ihn gefragt, ob er nicht irgendein Nähatelier in Rumänien kennt. Zuerst meinte er nicht, doch einen Tag später kam er wieder auf mich zu und hat mir von einem Waisenhaus in Rumänien erzählt, das, soweit er sich erinnern könne, auch ein Nähatelier integriert hätte. Eine kurze Internetrecherche später wusste ich, dass das erwähnte Waisenhaus tatsächlich ein Nähatelier unterhält, welches jungen Menschen geschützte Ausbildungs- und Arbeitsplätze ermöglicht. Das Atelier wird von einem Schweizer Verein unterstützt, welchen ich nach den gescheiterten Versuchen mit dem türkischen Produzenten kontaktiert habe. Die Antwort war sehr erfreulich, da das Atelier immer auf der Suche nach Aufträgen ist. Und siehe da, der erste Versuch war super! Die Lätzli waren sehr schön verarbeitet. Tja, und nun muss also der Stoff von der Türkei nach Rumänien zur Weiterverarbeitung. Kein Problem, würde man meinen. Doch ich bin nun seit September dran, eine Lösung für dieses rein logistische Problem zu finden.

 

 

Zuerst haben mich die Kosten für den Transport aus den Socken gehauen. Dann fand ich einen Spediteur in der Türkei, der den Stoff zu einem vernünftigen Preis transportiert. Aber damit er den Stoff nach Rumänien exportieren kann, braucht er eine Umsatzidentifikationsnummer (UID). Okay, dann besorge ich mir halt so eine Nummer. Kann ja wohl nicht so schwierig sein. Oh doch, kann es! Dazu musste ich zuerst ein Unternehmen anmelden. Nun ist der messy little elephant in Österreich angemeldet und hat eine eigene UID. Jetzt braucht aber der Spediteur auch noch die MwSt-Nummer des rumänischen Ateliers. Bloss, die haben keine solche Nummer, weil sie offiziell als NGO registriert sind. Tja, und da stehe ich also vor dem nächsten Problem, das ich hoffentlich auch noch lösen werde. Irgendwann wird der Stoff schon seinen Weg nach Rumänien finden. Aber die Reise des Elefanten fängt dann wohl erst richtig an. Weil dann müssen die Lätzli ja ihren Weg zu kleinen unordentlichen Kindern finden. Und da habe ich auch noch einiges zu lernen und entdecken! Seit kurzem versucht sich der messy little elephant auf Instagram. Der Erfolg ist sehr überschaubar. So viele Instagramer wollen dem kleinen Elefanten auf seinen Streifzügen im Kleinwalsertal noch nicht folgen 😂.


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